Mühlen am Dornbach

Zusammenfluss von Dornbach 1 und 2

Das „Kalte Wasser“ ist der nördliche oder obere Quellbach des Dornbaches und entspringt in der Nähe des Klingenkopfes auf Bad Homburger Gebiet. Der Dorfbach in Oberstedter ist eigentlich der obere Dornbach 2. Der untere Dornbach 1 oder „Alter Bach“ entspringt in der Nähe der Goldgrube, fließt durch das Mittelstedter Feld an der alten Gerichtslinde vorbei, bis beide Bäche sich auf Bad Homburger Gebiet nördlich von der Central Garage bei der Gärtnerei Dinges zum eigentlichen Dornbach vereinigen. Der Dornbach verläuft weiter bis nach Gonzenheim und wird später zum Eschbach. Das Kalte Wasser heißt aber bei den Oberstedtern oberhalb des Dorfes „Altbach“ und wird im Ort allgemein Dornbach genannt. Auf der Karte von Google Maps taucht ab dem Forellengut beim Bachnamen abwechselnd ein Gemisch von Kaltes Wasser, Eschbach und Dornbach auf.
Die Geschichte der Oberstedter Mühlen und Müller am Dornbach ist sehr spannend von Günter Spahn in der Chronik „Oberstedten im Taunus“ beschrieben. Danach hatte der Dornbach hatte nie die große Wassermenge des Urselbachs, trotzdem konnten bisher 12 vom Bach angetriebene Mühlen nachgewiesen werden. Früher führte er noch deutlich mehr Wasser, bis Stollen zur Trinkwassergewinnung und andere Einflüsse das Bachwasser verringerten.

Wassernutzung einer Mahlmühle: 1. Oberschlächtiges Wasserrad 2. Mehlsackfüllung 3. Zahnräder aus Holz und Eisen 4. Mahlkäfig mit zwei Mühlsteinen 5. Schütteltrichter mit Körnereinlauf 6. Sackaufzug

Trotzdem wurden die Müller am Dornbach nicht reich. Sie waren alle von zusätzlichen Einkünfte aus Landwirtschaft und Viehzucht abhängig, wozu sie zusätzliche Grundstücke benötigten. Eine Erlaubnis zum Bau einer Mühle war sehr schwer vom Landesherren zu bekommen und mit vielen Pflichten für den Mühlenbetreiber und Abgaben an den Landesherren verbunden. Die anderen Mühlenbetreiber achteten sehr darauf, dass zusätzliche Konkurrenz klein blieb und hatten nicht selten Streit mit dem Nachbarn.
Die Oberstedter Mühlen hatten alle „oberschlächtige“ Mühlräder, auf die das Wasser von oben fällt und mit dem Wassergewicht das Rad antreibt. Die Wasserräder waren teilweise sehr groß. Die Müller mussten oberhalb der Mühlen Abzweigungen mit sehr schlau geführten Bachgräben bis zur Kopfhöhe der Wasserräder führen, die Mühlgräben genannt wurden. In Oberstedten wurde sogar stellenweise der komplette Bachlauf verlegt, um die Mühlen effektiver mit Bachwasser zu beliefern. Die Technik der Übertragung der Drehkraft des Wasserrades innerhalb der Mühlen war kompliziert, weshalb es für Bau, Wartung und Reparatur sogenannte „Mühlendoktoren“ gab.

 

Die Oberstedter Wassermühlen waren in der Mehrzahl Papier- oder Pappdeckelmühlen. Einige davon waren ursprünglich eine Mahlmühle, Fruchtmühle, Walkmühle oder Pulvermühle. Papier- und Pappdeckelmühlen zerkleinerten alte Lumpen mit Bachwasser vermischt zu einem Zellstoffbrei, aus dem im Schöpfverfahren Papier oder Pappe hergestellt wurde. Oft wurden die Pappdeckel auf den Wiesen um die Mühle getrocknet. Hochwertige Papiersorten wurden eher nicht hergestellt.
Anfang des 20. Jahrhunderts ergänzte man den Antrieb einiger Mühlen mit Kraftstoffmotoren oder Elektromotoren, da die geringe Wassermenge des Dornbachs ein durchgängig rentables Arbeiten nicht ermöglichte. Trotzdem waren die kleinen Wassermühlen dem Konkurrenzdruck der aufkommenden Großmühlenindustrie nicht gewachsen. Am längsten konnten sich die Oberstedter Pappenmühlen behaupten. Die letzte Mühle stellte 1977 ihren Betrieb ein.
Am „scharfen Eck“ in Oberstedten vor dem Bäcker- und Zeitschriftenladen steht zur Erinnerung an die Zeit der Mühlen der „Stedter Mühlenbrunnen“. Er wurde 1997 aus Kollergangsteinen der Hölschers Pappenmühle hergestellt.

 

Die 12 Oberstedter Mühlen:

⊗  Unterhalb des Forellenguts steht am Oberlauf des Dornbaches die „Hölschers Mühle“. Sie ist die jüngste der Mühlen und wurde 1848 als Pappdeckelmühle gebaut. Sie musste 1891 neu errichtet werden, nachdem sie fast vollständig abgebrannt war. Ab 1919 erhielt das Wasserrad Unterstützung durch einen Verbrennungsmotor und später einem Elektromotor. Nachdem schon 1946 das Mühlrad abgebaut worden war, stellte die Mühle 1971 endgültig ihre Produktion ein.

⊗  Ein Johannes Hartert zog nach der Chronik der Familie im Jahr 1690 mit Frau und Kindern von Brandoberndorf nach Köppern. Dort kaufte er die seit dem Dreißigjährigen Krieg verfallene Hüttenmühle, auch Waldmühle genannt und betrieb sie als Papiermühle. 1703 verkaufte er die Mühle wieder, um dann nach Oberstedten zu gehen und dort erneut eine Papiermühle zu betreiben. Unter seinen zahlreichen Nachkommen findet man Berufsbezeichnungen wie „Lumpensammler auf der Oberstedter Papiermühle“, „Papiermacher zu Oberstedten“, „Papiermüller zu Oberstedten“, „Papiermachermeister zu Oberstedten“,  „Landwirt und Pappfabrikant zu Oberstedten“, „Mühlarzt“ und zuletzt „Pappdeckelfabrikant und Gastwirt“. Der Name seiner Nachkommen änderte sich später in „Hardert“. Aus noch vorhandenen Schriftstücken kann man schließen, dass er eventuell zuerst die spätere „Krieslers Mühle“ in Oberstedten kaufte und als Papiermühle betrieb und einer seiner Nachkommen später die „Hardertsmühle“ neu baute.

Hardertsmühle: Größtes Mühlrad Süddeutschlands

Schriftlich ist belegt, dass Johann Stephan Hardert 1835 die amtliche Erlaubnis erhielt, eine Pappdeckelmühle zu bauen. 1887 vernichtete ein Großfeuer das Anwesen, mit Ausnahme der Scheune, die bis heute erhalten ist. Beim Neuaufbau der Mühle wurde der Mühlbach in Rohre gefasst und die Wasserkraft erheblich gesteigert. Ein schmales, aber im Durchmesser  riesiges Mühlrad wurde gebaut. Das in ein Rohr gefasste Wasser schoss vor dem Mühlrad mit großer Gewalt acht Meter im Rohr empor und trieb das oberschlächtige Wasserrad mit großer Kraft an.
Seit 1894 wurde die Hardertsmühle durch Ausschank von Apfelwein zusätzlich zu einem Gasthaus. Heinrich Hardert verkaufte 1901 das Anwesen. Nach den zwischenzeitlichen Besitzern übernahm das Ehepaar Braun die Mühle 1925 und erweiterten den Gaststättenbetrieb. Die Pappdeckelproduktion wurde 1940 nach einem schweren Frostschaden am Mühlwerk eingestellt und das riesige Wasserrad einige Jahre später abgerissen. Das Foto zeigt das offengelegte Wasserrad.
Die Hardertsmühle hatte sich mit der Gartenwirtschaft zunehmend zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Im Jahr 1990 erzählte der alte Herr Braun bei einem Besuch zu dem Foto vom Abriss des Wasserrades: „Schon als Kind musste man bei der Pappenherstellung helfen. Unser riesiges Mühlrad hatte einen Durchmesser von 10,60 m und war das größte Wasserrad in ganz Süddeutschland. Das Foto zeigt, wie es 1953 abgerissen wurde. Die Pappenmühle lohnte sich nicht mehr. Der Bach führte immer weniger Wasser, weil das Wasser vieler Quellen in die Trinkwasserbehälter geleitet wurde. Außerdem durften wir das schmutzige Wasser, das bei der Herstellung von Pappe entsteht, nicht mehr in den Bach leiten. Im Winter wollte auch keiner mehr die nasse und schwere Arbeit tun.“
Wer in Oberstedten, Oberursel oder Bad Homburg aufgewachsen ist, war irgendwann einmal am Wochenende auf der Hardertsmühle, hat dort herrlich frischen Kuchen gegessen, einen selbst gekelterten Apfelwein getrunken und vielleicht auch eine Runde Minigolf gespielt. 1991 wurde die Gaststätte geschlossen und in den Räumen der Hardertsmühle ein Hotel eröffnet.

⊗  Eine Mahlmühle wurde 1835 etwas unterhalb der Hardertsmühle gebaut, die heute nach dem letzten Besitzer „Fischers Mühle“ benannt ist. Der erste Eigentümer verkaufte sie schon bald wieder an einen Nachfolger, der dann viel Streit mit benachbarten Mühlen- und Wiesenbesitzern hatte. 1859 erwarb der Müller Fischer die Mühle und rüstete sie als Pappdeckelmühle um. Er führte die Mühle im guten Einvernehmen mit den Nachbarn. Die Mühle ist bis heute im Besitz der Familie Fischer. Nach 1900 rüstete man die Mühle auf Antrieb mit Benzin- und später mit Elektromotor um. Als letzte produktive Mühle in Oberstedten erzeugte die „Fischers Mühle“ noch bis 1977 Pappdeckel.

⊗  Im heutigen Furtweg 20 wurde nach 1796 die „Zinß’sche Mühle“ erbaut. Nach anfänglicher Papierproduktion wechselte man auf die Herstellung von Pappdeckel. Der Besitzer versuchte Wiesengelände in der Nähe zu erwerben, das er zum Trocknen der Pappdeckelplatten benötigte. Das gelang ihm aber nicht wegen des Widerstands der Wiesenbesitzer. Der preußische Statt erwarb die Mühle im Jahr 1885, stellte den Mühlenbetrieb ein und machte daraus ein Forsthaus. Das „Forsthaus Goldgrube“ ging 1962 in Privatbesitz über. Die ehemalige Scheune der Zinß’schen Mühle wurde 1999 aufwändig restauriert. Sie gehört zu den sieben Kulturdenkmälern von Oberstedten.

⊗  Die „Krieslers Mühle“ in der Straße Zum Hainmüller könnte die Mühle sein, die Johannes Hartert 1703 als Papiermühle übernahm, nachdem er die Hüttenmühle in Köppern verkauft hatte. Aus den Akten geht aber erst ab 1799 gesichert der Name Hartert als Besitzer hervor. Er klagte über schlechte Geschäfte in „nahrungslosen Zeiten“, weshalb er seine Mühlenpacht zeitweise nicht zahlen konnte. Auch sein Sohn klagte später als nachfolgender Müller darüber, dass er in den feuchten Wintern die Pappe nicht trocknen konnte und beantragte, einen zweiten Mahlgang als Mahlmühle errichten zu dürfen. Gegen die Proteste der anderen Müller in Oberstedten durfte er bis 1840 im Wechsel Mehl mahlen und Papier herstellen. 1840 verkaufte er die Mühle, die nach Zwischenbesitzern 1863 als reine Papiermühle in den Besitz von Johannes Krießler kam. Der nahm mit viel technischem Verständnis allerhand effektive Umbauten vor. Aber die Wassermenge des Dornbaches reichte trotzdem nicht mehr, weshalb die Nutzung des Wasserrades 1920 aufgegeben und die Mühle 1937 verkauft wurde.
Friedrich Kriesler übernahm nach dem Verkauf der Oberstedter Pappdeckelmühle die sogenannte „Klötzefabrik“ am Urselbach, eine ehemalige Wollspinnerei, die mit modernen Turbinen ausgestattet war. Hier stellte er umweltschonend Pappe aus Altpapier her. Durch erhöhte Anforderungen an den Umweltschutz (Gewässerbelastung) musste er 1981 die Pappenproduktion endgültig einstellen. Heute ist auf dem ehemaligen Gelände von Krieslers Pappenfabrik das beliebte Oberurseler Wohngebiet „Hans-Rother-Steg“.
Die Gebäude der ehemaligen „Krieslers Mühle“ in Oberstedten wurden als Kinder- und Kurheim und ab 1963 als Großgärtnerei genutzt. In der Gärtnerei Dinges züchtete man herrliche neue Orchideenarten, die auf internationalen Fachausstellungen hohe Auszeichnungen bekamen. Mit ihren Namen „Taunusgold“ und Beinamen Oberstedten, Oberursel u.ä. verliehen diese Orchideenarten unserem Ort auch international einen guten Klang. 1996 wurde die Gärtnerei durch neue Privateigentümer erworben, die Gärtnerei abgebrochen und das Gelände renaturiert. Die Gebäude der ehemaligen Mühle werden heute als Wohnanlage „Hainmühlenhof“ privat genutzt.

⊕  Am Bachlauf des Dornbachs folgt Im Gartenfeld 25 als nächste die ehemalige Papiermühle „Neumanns Mühle“ oder „Pohls Mühle“. Sie wurde schriftlich erstmals 1713 als herrschaftliche Erbleihmühle erwähnt. Auch hier tauchte bald der Name „Hardert“ als Besitzer auf. Die Nachkommen der Familie Hartert bewirtschafteten die Mühle bis Ende des 18. Jahrhunderts. Danach wechselten die Besitzer mehrfach. Wie bei vielen anderen Mühlen in dieser Zeit üblich, konnte ein Besitzer 1870 auch die Neumanns Mühle für eine beträchtliche Summe aus dem Erbpachtverhältnis mit dem preußischen Staat ablösen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tauchte als Besitzer der Name Raab auf („Raabs Pappdeckelmühle“). Raabs Nachkommen gingen später in den Gaststättenbereich. Sie hatten zuerst eine Gaststätte in der Friedrichstraße 1 und bauten später gegenüber die Gaststätte „Zum Taunus“, bis heute als „Tante Anna“ eine der letzten verbliebenen traditionellen Gaststätten in Oberstedten. Der Name „Neumanns Mühle“ stammt von einem Besitzer, der die Mühle 1907 ersteigerte. Die alten Oberstedter verwenden eher den Namen „Pohls Mühle“, denn Pohl war der Müller, der die Mühle 1911 als letzter kaufte und sie dann an seine Nachkommen bis heute weiter vererbte. In den 60er-Jahren wurde die Produktion von Pappdeckeln eingestellt.

⊗  Die „Spelzmühle“ stand Am alten Bach 19-29, wo wir heute eine große Wohnanlage finden. Ihren Namen hat sie von der Getreidesorte Dinkel, die auch Spelz genannt wird. Diese alte Getreidesorte findet seit einigen Jahren durch die Ökobewegung wieder zunehmend Freunde. Wenn sie noch nicht ganz reif geerntet wird, kommt sie als Grünkern in Speisen auf den Tisch. Wann die Mühle erbaut wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Bis 1735 war sie scheinbar schon so heruntergekommen, dass beim ersten schriftlich niedergelegten Kauf nur noch das Grundstück bewertet werden konnte. Im selben Jahr als Mahlmühle von einer Baronin wieder aufgebaut, mahlte sie Getreide unter mehreren Besitzern, bis sie 1834 von Georg Kofler erworben wurde. Der reparierte die Mühle von Grund auf und forderte dafür ein Vorrecht der Erbleihmüller von der Herrschaft ein. Danach hatten die Erbleiher das Recht, kostenlos Steine und Holz aus dem herrschaftlichen Wald zu bekommen. Auch bei dieser Mühle wurde die Erbpacht 1871 abgelöst. Später ging die Mühle vollständig in Privateigentum der Familie Kofler über. Nach 1925 wurde auf der Spelzmühle kein Spelz mehr gemahlen, sondern nur noch Roggen geschrotet, meistens für das eigene Vieh. Das Mühlrad wurde 1953 unbrauchbar und die Mühle 1983 für eine große Wohnanlage komplett abgerissen. Die Familie Kofler siedelte um auf einen landwirtschaftlichen Hof am Ortsrand im Mariannenweg. Dort betreibt die Familie bis heute eine Landwirtschaft und einen stetig wachsenden Hofladen, wo Pflanzen und gute regionale Produkte angeboten werden.

⊗  Die älteste Mühle Oberstedtens ist wohl die herrschaftliche „Mühle im Gericht“ in der Kirchstraße 21, die hier mindestens seit 1492 steht. In diesem Jahr wurde sie vom Grafen Philipp von Hanau an Henchin von Mollern übertragen, worüber es schriftliche Dokumente gibt. Sie war eine herrschaftliche Bannmühle, die von den Bauern in Ober- und Niederstedten für das Mahlen ihrer Ernte zwingend in Anspruch genommen werden musste. Im Jahr 1749 wollte der damalige Müller gerne seine Einkünfte durch den Ausschank eines „Haustrunks“ aufbessern, was aber von der landgräflichen Regierung nicht genehmigt wurde. Bei der Ablehnung spielte auch eine Rolle, dass man Konkurrenz für das Bier der fürstlichen Brauerei verhindern wollte. Im Jahr 1774 übernahm Johann Friedrich Kofler die Mühle. Sie blieb im Besitz der Familie, bis im Jahre 1925 der Mühlenbesitzer einen schweren Unfall bei Arbeiten in der Mühle erlitt und der Mühlenbetrieb eingestellt wurde.

⊗  Im Bereich der Hauptstraße 9 wurde im Jahr 1580 ein herrschaftlicher Teich angelegt. Es ist nicht mehr zu ermitteln, wann an den Teich die „Mühle am Teich“ gebaut wurde, die man auch „Untermühle“ nannte. 1692 wurde dem Besitzer „auf ewige Tage“ eine „völlige dienstfreyheit“ vom Landgrafen zugestanden. Offenbar hatte er sich in anderen Bereichen, beispielsweise im Salzwerk des Landgrafs, als technisch sehr erfindungsreicher Mann erwiesen. Wie bei vielen Mühlen, wechselten die Mühlenbesitzer später sehr oft. Als 1833 der herrschaftliche Teich Gemeindeeigentum wurde, legte man ihn trocken. Das Teichgelände wurde bebaut. Auf alten Karten ist dieser Teich noch eingezeichnet. Die Mühle arbeitete auch nach der Trockenlegung des Teichs weiter, denn sie lag weiterhin am Dornbach.  Von 1850 bis 1888 beherbergte sie eine Wollspinnerei. Danach wurde sie stillgelegt und vollständig abgerissen.

Leckere Produkte erhält man heute in der Rentmeistermühle am Platzenberg 22

⊗  Zu den ehemals Oberstedter Mühlen zählt man auch die Mühlen am Platzenberg, die heute auf Bad Homburger Gebiet liegen. Am Platzenberg ist von Oberstedten aus die erste die „Rentmeistermühle“. Die Herkunft des Namens ist nicht genau zu klären. Sie war gleichzeitig Walk- und kleine Mahlmühle. Wahrscheinlich ist sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut worden. Im Jahr 1892 übernahm Herrmann Roth die Mühle. Im 20. Jahrhundert konnte auch die Installation eines Verbrennungsmotors und eines Elektromotors die Mühle nicht vor der Stilllegung im Jahr 1968 bewahren. Die Mühlengebäude sind heute immer noch im Besitz der Nachkommen des letzten Mühlenbetreibers, die jetzt leckere Liköre, Schnäpse, Apfelwein und Fruchtsäfte produzieren und direkt vertreiben.

⊗  Am Platzenberg finden wir direkt neben der Rentmeistermühle die „Kräutermühle“. Den Namen hat sie von den vielen Gärten der Bauern, die hier auf feuchtem gutem Boden ihr Gemüse anpflanzten. Aus einem Dokument von 1780 geht hervor, dass auch diese Mühle gleichzeitig eine Walk- und kleine Mahlmühle war. Später wurde sie von einem neuen Eigentümer als Fruchtmühle umgerüstet. Ab 1874 produzierte sie unter dem neuen Besitzer Bender Pappdeckel. Die Herstellung von Pappe wurde erst 1976 eingestellt. Im Vortaunusmuseum kann man die Maschinen der Mühle besichtigen, mit denen Pappe hergestellt wurde.

⊗  Der Landgraf brauchte eine Pulvermühle und so erhielt Johannes Ernst Lipphart im Jahr 1699 den Auftrag, eine Pulvermühle zu errichten. Dazu erhielt er auch die Genehmigung, nach Salpeter an Mauern und in Gewölben im Bereich Homburg zu graben. Schwefel kauft er hinzu und gute Holzkohle war im Taunus einfach zu beschaffen. Die „Proeckenmühle“ (siehe Bild ganz oben) wurde in einiger Entfernung von den beiden anderen Mühlen errichtet, denn Pulvermühlen waren nicht ungefährlich. Weil die Geschäfte schlecht gingen, produziert die Mühle später Strümpfe, Tabak und wurde auch zur Mahl- und Fruchtmühle. Nach unzähligen Besitzerwechseln mit einigen Konkursen erwarb sie 1862 Friedrich Kofler. Sie wurde dann innerhalb der Familie immer weitervererbt. Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Mahlbetrieb eingestellt.

  ca. 5 km einfach » Die leichte Mühlenwanderung kann man bachabwärts oder natürlich auch bachaufwärts machen. Im letzten Fall wäre eine schöne Wanderung am Sonntagvormittag empfehlenswert, an deren Ende eine Einkehr im alten Forellengut lockt. Hier gibt es allerbesten frischen Fisch aus sauberem „kalten Wasser“ des Dornbachs, aber auch gute Schnitzel und Hausmannskost. Die Wanderung führt durch sehr schöne Oberstedter Landschaft, aber auch durch die alten Gassen des Dorfs. Wenn man wochentags bachabwärts wandert, lohnen sich Einkäufe im „Hofladen Kofler“ im Mariannenweg, den Nachfahren einer alten Müllerfamilie oder in der „Rentmeistermühle“ am Platzenberg 22, wo man selbst hergestellte Liköre, Schnäpse, Fruchtsäfte und verschiedene veredelte Apfelweinsorten bekommen kann.
Falls man nicht so gut zu Fuß ist, wäre es empfehlenswert, mit dem Stadtbus nach Bad Homburg bis zum Hirschgarten zu fahren. Von dort ist es nicht weit bis zum Forellengut und der ersten Mühle der Tour. Am Schluss kann man am Platzenberg nach der „Proeckenmühle“ weiterwandern, bis man nach ca. 700 m von der Central Garage wieder mit dem Stadtbus nach Oberstedten fahren kann.